Gepanzertes Transport-Kraftfahrzeug (GTK) Boxer
Mit dem GTK Boxer wird eine neue Generation gepanzerter Transportfahrzeuge mittlerer Gewichtsklasse entwickelt. Deren besonderes Merkmal liegt in der Erfüllung von Einzelforderungen auf zukunftsweisendem Niveau und in der ausgewogenen Abstimmung konkurrierender Anforderungen.
GTK Boxer (Quelle Bundeswehr / Bannert)
Das Programm beinhaltet sechs verschieden Fahrzeugversionen. Das Gruppentransportfahrzeug, ein Gefechtstand-, ein Führungs-, ein Sanitäts-, ein Gefechtsschadeninstandsetzungs-, und ein Transportfahrzeug für Verbrauchsgüter. Die Entwicklung und Realisierung weiterer Versionen wird zurzeit untersucht. Auftragnehmer ist das ARTEC-Konsortium (ARmoured vehicle Technology). Die daran beteiligten Firmen sind Krauss-Maffei-Wegmann und Rheinmetall Landsysteme aus Deutschland und STORK aus den Niederlanden.
Modulares Fahrzeugkonzept
Die Fahrzeugfamilie GTK Boxer wurde modular entworfen und nutzt ein gemeinsames Basisfahrzeug, das aus einem Fahrmodul und einem Missionsmodul besteht. Dieses Basisfahrzeug bildet die Grundlage für jede Fahrzeugversion/ -variante oder –modifikation. Das Fahrmodul umfasst den vollständigen Antriebsstrang und alle Antriebskomponenten, den Fahrerplatz, wichtige Unterstützungskomponenten wie die ABC-Schutzeinrichtung, die Klimaanlage, die Brandunterdrückungsanlage für den Motorraum und alle Schnittstellen zum Missionsmodul. Das Fahrmodul wird nahezu unverändert für alle Fahrzeugversionen genutzt. Das Missionsmodul besteht aus einem Gehäuse mit integrierten Schnittstellen zum Fahrmodul sowie einigen versionsgemeinsamen Komponenten wie zum Beispiel der Heckrampe. Die verschiedenen Fahrzeugversionen entstehen durch die Integration der jeweiligen national spezifischen Ausrüstung, Bewaffnung und soweit notwendig versionsspezifischer Modifikationen. Dies betrifft vornehmlich das Missionsmodul. Die Fähigkeit zu einem schnellen Wechsel des Missionsmoduls auch zwischen den verschiedenen Versionen erlaubt neue Denkansätze in den Bereichen des operationellen Einsatzes und der logischen Unterstützung. Sie ermöglicht eine flexible und kostengünstige Beschaffungsstrategie für verschiedene Versionen/Varianten dieser Fahrzeugfamilie.
GTK Boxer in Bewegung (Quelle Bundeswehr / Bannert)
Antrieb und automotive Komponenten
Die Fahrzeuge verfügen über einen permanenten Achtradantrieb, ein automatisches Getriebe, Reifen mit Notlaufelementen, ein zentrales Reifenfüllsystem, zuschaltbare Differentialsperren und Antiblockiersystem. Die beiden vorderen Achsen sind lenkbar. Die Einzelradaufhängung erlaubt sowohl schnelles Fahren auf Straßen wie auch ein exzellentes Verhalten bei Geländefahrt. GTK Boxer verfügt über eine extrem große Reichweite, somit können lange Einsatzdauer und weite Distanzen bei geringerem logistischem Aufwand bewältigt werden.
GTK Boxer mit der Besatzung (Quelle Bundeswehr / Bannert)
Ergonomie und Stauraum
Das Fahrzeug wurde für erhöhte Überlebensfähigkeit der gesamten Besatzung unter schwierigen Umweltbedingungen entworfen und ausgerüstet. Der Stauraum für die gesamte persönliche Ausrüstung und die komplette Missionsausrüstung sowie die Klimaanlage und die ABC-Schutzausrüstung befinden sich nahezu vollständig unter Panzerschutz. Das große verfügbare Innenvolumen des Fahrzeuges trägt somit indirekt zum Schutz der Besatzung bei. Besondere Aufmerksamkeit wurde der ergonomischen Auslegung der Arbeitsplätze und der Sitze gewidmet.
Das Schutzkonzept
Das Schutzsystem für das Basisfahrzeug beruht auf einer selbsttragenden gepanzerten Stahlstruktur mit adaptierten Schutzmodulen. Das hohe Schutzniveau wurde durch eine mehrwandige Struktur abweisender Formen in Kombination mit zusätzlichen Schutzelementen erreicht. Die reduzierten Radar- und Infrarot- und seismischen Signaturen, der geringere Geräuschpegel, die hohe Restmobilität nach Beschuss/ Minentreffer und das ABC-Schutzsystem bilden weitere Elemente des Gesamtschutzkonzeptes des Fahrzeugs. Im Rahmen des zulässigen Gesamtgewichts kann der Schutzgrad durch Anbringen oder durch Austausch der Schutzmodule angepasst werden.
Innenraum des GTK Boxer (Quelle Bundeswehr / Bannert)
Zuladung und Inneraum
Das Leergewicht des Basisfahrzeugs beträgt 25,2 Tonnen, das zulässige Gesamtgewicht 33 Tonnen. Die maximale Zuladung von 7,8 Tonnen erlaubt die Integration der gegenwärtigen Missionsausrüstungen sowie der Zusatzpanzerung und lässt gleichzeitig ausreichend Spielraum für Modifikation. Für den Gruppentransportpanzer bedeutet das zum Beispiel ein Gefechtsgewicht von 30,2 Tonnen, somit ergibt sich ein Aufwuchspotential von 2,8 Tonnen. Das nutzbare Gesamtvolumen unter Panzerung beträgt 14,4 Kubikmeter.
GTK BOXER im System Infanterie
Die Einsatzszenarien der Infanterie verlangen heute eine hoch mobile Truppe, die ihre Fähigkeiten im Verbund mit gepanzerten Truppen auch über große Entfernung, in urbaner Umgebung und auf Basis hoher taktischer Bewegung im jeweiligen Schwerpunkt zur Wirkung bringt. Nur mit einem Transportmittel für Soldaten und Gerät, das die notwendige Mobilität, den bestmöglichen Schutz und die erforderliche Wirkungsunterstützung bereithält, werden diese Fähigkeiten allerdings tatsächlich verfügbar gemacht werden können. Dazu wurde GTK BOXER in der Version Gruppentransportpanzer entwickelt.
Notwendige Anpassung
Die Fortschritte in der Ausrüstung der Infanteriegruppe werden konsequenterweise durch eine Anpassung des bisherigen Boxer Missionsmoduls Gruppentransportpanzer an diese neue Ausrüstung eingebracht. Das Leistungsvermögen des GTK Boxer ergänzt das System Infanterist der Zukunft und wirkt als gepanzertes Transportmittel unter allen Bedingungen des Einsatzes, Waffen und Gerätekammer der Infanteriegruppe, geschützte Arbeits- und Ruhezone sowie als Relaisstation zur übergeordneten Führungsebene. Die enge Verknüpfung der Ausrüstung in technischer und taktischer Hinsicht wird deutlich unterstrichen mit dem in der Infanterie geprägten Wort “der Boxer ist das Mutterschiff“. Die wesentlichen Elemente der Anpassung sind die Integration des Wärmebildgerätes in die vorhandene Waffenanlage, die Integration eines geänderten Lukenkonzeptes (vier Einzelluken als Mannschaftsluken), die Integration eines geänderten Sitzkonzeptes in Verbindung mit dem Lukenkonzept, die Integration der Tarnausrüstung gemäß Tarnkonzept, sowie die Anpassung des Verstaukonzeptes und des Einbausatzes an die geänderte Ausrüstung der Infanteriegruppe, die Anpassung des Funkgerätekonzeptes des Fahrzeuges und die Anpassung des Belüftungs- und Beleuchtungskonzeptes.